...herrlich ist dies Stückchen Erde, und ich bin ja dort daheim!


Die Ziskatrommel

27.03.2014 14:45

Johann Ziska, der Hussitenführer, war durch die Grausamkeit seiner Kriegsführung berüchtigt und gefürchtet. Manche Zeitgenossen hielten ihn mehr für einen bösen Dämon denn für ein menschliches Wesen aus Fleisch und Blut. Als der Heerführer im Jahre 1424 starb, atmeten viele Menschen auf.

Bald danach verbreitete sich jedoch die Sage, Ziska habe noch vor seinem Tode befohlen, seinen Leichnam den Tieren des Feldes zum Fraße hinzuwerfen. Die Haut aber solle man vorher abziehen und über eine Trommel spannen. Wenn dann seine Kriegsknechte in die blutige Schlacht zögen, solle die Trommel mit aller Macht geschlagen werden. Die Feinde würden entsetzt fliehen, wenn sie diesen schauerlichen Trommelton hörten.

Der Befehl des toten Ziska wurde auch ausgeführt. Und tatsächlich, das Fell dröhnte wie eine wirkliche Löwenstimme. Die Feinde packte das Grauen, und sie suchten ihr Heil in der Flucht. Die Hussiten folgten ihnen mit dem gleichen Heldenmut wie zu Ziskas Zeiten. Die Trommelsprache war ein geheimes Signal, das sie verstanden. Es war, als befehle der tote Heerführer noch immer auf dem Schlachtfelde.

Sein Nachfolger Prokop hat die geheime Kraft der Trommel mehrfach erfahren. Als er aber 1429 die schlesische Stadt Glatz belagerte, ist die Ziskatrommel bei einem Ausfall der Belagerten durch Verrat in ihre Hände gekommen.

Dort in Glatz wurde die Trommel des Johannes Ziska aufbewahrt, bis Friedrich der Große sie später nach Berlin bringen ließ. Eigenartigerweise aber ist sie jetzt nicht mehr aufzufinden.

 

(entnommen aus "Die schönsten Sagen aus Schlesien - Neu erzählt für jung und alt von Jochen Hoffbauer", 1965, 2.Auflage)

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