...herrlich ist dies Stückchen Erde, und ich bin ja dort daheim!


Die vergessenen Opfer - Roter Terror im einstigen KdF-Bad Prora auf Rügen

30.01.2014 16:30

Es ist ein Bild des Grauens. Völlig entkräftete Menschen stolpern aus hoffnungslos überfüllten Eisenbahnwaggons, die in früheren Zeiten nur zum Viehtransport genutzt worden waren. Unter Schlägen werden die verzweifelten Gestalten über den Damm getrieben. Endstation: Konzentrationslager Prora auf Rügen.

Dies ist nicht etwa eine Szene aus einem gängigen "Aufklärungs"-Film über das Dritte Reich, sondern die bittere Wirklichkeit, wie sie sich erst im November und Dezember des Jahres 1945 ereignet hat. Die Opfer: Betroffene der "Demokratischen Bodenreform" und ihre Angehörigen. Ihr Verbrechen: Besitz von mehr als 100 Hektar Land.

"Kraft durch Freude" sollte ursprünglich in Prora erlangt werden. Das für 20.000 Gäste ausgelegte KdF-Bad an der Ostküste Rügens, 4,5 Kilometer lang, war allerdings nue fertiggestellt worden. Den neuen Herrschern diente es jetzt als Lager.

Es waren zumeist Frauen, Kinder und Alte, die unter Zurücklassen aller persönlichen Habe von Haus und Hof vertrieben wurden; denn die Männer waren oft gefallen oder in Gefangenschaft geraten. Als Großgrundbesitzer, Kriegshetzer oder "Faschisten" verunglimpft, standen sie alle der Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates im Wege. Mancher, der der nationalsozialistischen Regierung ablehnend gegenübergestanden hatte, fand sich nun als "Nazi" diffamiert. 12.000 Familien waren betroffen.

Nach der Gefangennahme steckten die sowjetischen Befreier die Enteigneten erst einmal in weitergeführte Konzentrationslager wie Waldheim, Buchenwald oder Coswig. Dort pferchten Stalins Handlanger sie in Eisenbahnzüge und verfrachteten sie nach Stralsund. Die gut einwöchige Fahrt war mörderisch. Es bestand keine Möglichkeit, die Notdurft zu verrichten. Es gab keine Verpflegung. Es herrschte klirrende Kälte.

Von einer jungen Frau wird berichtet, daß sie sich die nassen Wundeln ihres Säuglings um den eigenen Leib wickeln mußte, um sie zu trocknen. In Stralsund angekommen, müssen die Gefangenen ihre letzten Gepäckstücke abgeben. Unter den Rügendamm erreichen sie Altefähr, von wo sie dann weiter nach Prora gebracht werden.

In Prora herrscht das helle Chaos. Bis vor kurzem hatten in der Bauruine noch russische Soldaten gehaust und alles verwüstet. Es mangelt an allem - keine Heizung, kein Licht, kaum Decken, und die Menschen müssen auf feuchtem Stroh schlafen. Als einzige Mahlzeit wird mittags eine Ration Suppe ausgegeben, die die Lagerinsassen aus Lampenkugeln löffeln, weil keine Teller vorhanden sind.

Bei diesen unmenschlichen Verhältnissen bleibt es nicht verwunderlich, daß Krankheiten und Seuchen massenhaft ausbrachen. Fast jeder hatte mit Durchfall zu kämpfen. Viele haben die Verschleppung nach Prora nicht überlebt. Nur wenigen gelang die abenteuerliche Flucht von der Insel.

Heute werden Überlegungen angestellt, den "Koloss von Rügen" aufgrund der braunen Vergangenheit abzureißen. Überlebende Opfer fordern, in Prora ein Mahnmal zu errichten. Es täte dem deutschen Geschichtsbewusstsein gut.

 

(Thomas Paulwitz -

entnommen aus "Das Ostpreußenblatt - Unabhängige Wochenzeitung für Deutschland", 12.Oktober 1996)

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