
...herrlich ist dies Stückchen Erde, und ich bin ja dort daheim!
Die unerlöste weiße Frau (Walberla)
14.08.2014 19:07Die in den Bergen verborgenen Schätze werden streng bewacht, etwa von einem Drachen, einer Kröte, einer Schlange, einem Hunde. Auch weiße Frauen können als Schatzhüterinnen auftreten. Diesen kommt es gewöhnlich auf ihre endliche Erlösung an, dem glücklichen Befreier fallen ihre unermesslichen Schätze zu. In der Grotte unter dem Schlosse zu Egloffstein, das nicht allzu ferne von der Ehrenbürg liegt, weshalb diese Sage hier mit angezogen werden kann, bewachte eine weiße Frau einen großen Schatz. Eines Nachts zur Geisterstunde erschien sie einer alten Einwohnerin und forderte diese auf, mit zur Grotte zu kommen, sie könne sich dadurch viel Geld verdienen. Doch die ängstliche Alte erbat sich Bedenkzeit bis zum nächsten Morgen. In der folgenden Mitternachtsstunde kam der Geist wieder und bat die Frau erneut, doch endlich mitzukommen und den großen Schatz zu heben. Aber wieder wusste die alte Egloffsteinerin eine Ausrede. Jetzt fragte sie ihren Mann, dem sie das nächtliche Erlebnis offenbart hatte, um Rat, und dieser warnte sie eindringlich vor einem Mitgehen. Auch in der dritten Nacht stellte sich die weiße Frau ein und spornte die Bäuerin noch flehentlicher als bisher zum Mitkommen an. Als diese jedoch aus beklemmender Angst endgültig absagte, begann das Gespenst herzzerreissend zu schluchzen: "Nun muss ich noch weitere einhundert Jahre warten, bis jemand bereit ist, mich von meinem Jammer und meiner Verwünschung zu erlösen!" Die Gestalt zerfloss daraufhin, wie schon die Nächte zuvor, in nichts und wurde seitdem nicht mehr gesehen und gehört.
(entnommen aus "Das Walberla und sein Sagenkranz - Kirchehrenbach 1989", Alfred Frank)
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