
...herrlich ist dies Stückchen Erde, und ich bin ja dort daheim!
Die Sagen vom Hörselberg und vom getreuen Eckart
07.04.2014 15:421. Im Thüringerlande liegt zwischen Gotha und Eisenach ein hoher Berg, der, von weitem gesehen, fast wie ein Sarg sich darstellt. Das ist der Hörselberg, von welchem auch das Flüßchen jener Gegend die Hörsel heißt; aber genauer gesagt, ist sein Name der Hörseelenberg, und so wurde er in alten Zeiten genannt, weil man aus seinem Innern zuweilen grauenhaft seltsames Getön hervordringen hörte, gleich dem Geschrei der armen Seelen im Fegfeuer. An seinem Fuße liegt das Dorf Sattelstädt, dessen Namen man als Satans Stätte deutet. Viele wunderliche Sagen gehen bis auf den heutigen Tag von diesem Berge, der auch eine Wetterscheide ist; oft umweben ihn meteorische Flammen, und die Blitze spielen um seinen kahlen Scheitel. Einst erhoben sich am hellen Tage bei Eisenach drei große Feuer, brannten eine Zeit lang in den Lüften, thaten sich dann zusammen und wieder aus einander und fuhren endlich alle drei in den Hörseelenberg hinein.
2. Es wird erzählt, daß in diesen Berg Frau Venus, welche die alten Heiden als Göttin verehrten, verwünscht sei und allda seitdem ihr Heimwesen habe. In holdseliger Gestalt erscheint sie zuweilen den Vorüberziehenden und sucht sie in den Berg zu locken. Hart vor dem Venusberg aber sitzt der treue Eckart und warnt die Leute, sie sollten nicht in den Berg gehen, daß sie nicht an Leib und Seele ewig Schaden litten.
(entnommen aus dem "Lesebuch für die Mittel- und Oberklassen der bayerischen Volksschulen - Erster Teil", Gr. Fischer, vermutlich 1900er bis 1910er Jahre)
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