...herrlich ist dies Stückchen Erde, und ich bin ja dort daheim!


"Der Orden des Todtenkopfes, 1652."

05.08.2014 10:21

Der ritterliche Orden des Todtenkopfes (Ordo Calvariae) soll angeblich vom Herzoge Silvius zu Württemberg und Oels, als Großprior, in Verbindung mit seiner verwitweten Mutter, der Fürstin Maria Magdalena, Herzogin zu Liegnitz und Brieg, als Großpriorin, - zur steten Erinnerung an die allgemeine Notwendigkeit des Sterbens, und zur Erweckung aller adeligen Tugenden, - im Jahre 1652 - in der Residenzstadt Oels - für Damen und Ritter gestiftet; im Verlaufe der Zeit eingegangen: im Jahre 1709 durch des genannten Stifters Enkelin, nämlich durch die Fürstin Lonise Elisabeth, geborene Herzogin von Oels und Bernstadt, Herzogs Philipp von Sachsen-Merseburg Witwe, als Großpriorin unter gewissen Veränderungen erneuert: - endlich nach der Hand, bloß für Damen bestimmt worden sein, welche ihre Vorsteherin jedes mal aus den Prinzessinen des regierenden Hauses Württemberg zu erwählen hätten. - Seine Decsration soll anfänglich in einem Todtenkopfe bestanden haben, welchen die Mitglieder mittels eines Ringes und schwarzen Bandes an der linken Hand trugen: - später in einem silbernen Todtenkopfe an einer schwarz emaillierten Schleife, welche die Worte: Memento mori, mit weiß emaillierten Buchstaben enthielt, und an einem weißen Bande befestigt war. -

Sp sprechen Hübner, Iselm, und ähnliche encyklopädische Quellen. Aber in der Schrift: "Adjumentum memoriae manuale. Edition quinta. Monachii et Ingolstadii 1763" in 8. pag. 91 heißt es: "Ordo equitum Calvariae, conditorem habuit Carolum Fridericum, Wurthembergiae ducem: viros foeminas que illustres complectens, meditationi mortis intentis. Subinae taedio assiduae hajus meditationis affacti equites rarescere coeperunt. Sed opportune a Principe Sophia Elizabetha, Silesiae duce novum incrementum accepit anno 1709, solis foeminis adseitis. Coepisse videtur Anno 1704."

Welche aus beiden, sich offenbar widersprechenden Angaben, ist nun die wahre? Ohne Zweifel keine von beiden, wie es in solchen Werken gewöhnlich der Fall zu sein pflegt.

Denn daß dieser Orden schon im Anfange des XVII. Jahrhunderts vorhanden gewesen, geht aus der Tatsache hervor, daß nach einem gleichzeitigen Gemälde in der Abtei des böhmischen Cistercienser-Stiftes Hohenfirt, - und zwar in den sogenannten kleineren Fürstenzimmern, - auch der letzte Mann aus dem Stamme der böhmischen Rosenberge, Peter Wok, (gestorben im November 1611) ein Mitglied dieses religiös-ritterlichen Vereins war; was er vermutlich schon gegen das Ende des XVI. Jahrhunderts, beim Verkaufe seiner Besitzungen Silberberg und Reichenstein in Schlesien, an den Herzog Johann Friedrich von Liegnitz und Brieg, geworden sein mag? Seine Ordensdecoration bestand, zeuge jenes Gemäldes aus einem goldenen Todtenkopfe, der an einer halbmondförmigen goldenen Spange mit den Worten: Memento mor: hing.

Die Spange selbst war mittelst eines goldenen Ringes an einem schwarzen Bande befestigt. So trug er das Ganze an seiner Brust. -

Bürgschaft für das Alter und für die Echtheit dieser Darstellung, liefert folgende selten, von seinem Schwager und teilweisen Erben Schwamberg herausgegebene, im Münzkabinette des genannten Stiftes verwahrte, gegossene, silberne und vergoldete, ovale, 2 Zoll hohe, und 1 1/2 Zoll breite Medaille, welche auf dem Avers das - ziemlich wohlgetroffene - Brustbild Peter Woks mit der Umschrift: Petrus Wok. Ursin. Rosenb. Dom. Uttin. und mit der Jahreszahl 1611 unter dem rechten Arme: - auf dem Revers aber das von einem stehenden Schwane, (an dessen Brust die Rosenberg'sche Rose sich zeigt,) getragene, mit einer herzoglichen Krone gezierte Rosenberg'sche Wappen; und ringsum die Worte: Adhuc in morte virescit in silentio et spe enthält. Auch hier trägt Peter Wok diesen Orden an seiner Brust. Daraus ist ersichtlich, daß im Jahre 1652 nicht erst die Begründung, sondern bloß die Organisierung, oder auch nur eine Reform desselben vorgenommen worden sein mag. 

 

(entnommen aus "Taschenbuch für die vaterländische Geschichte", 1838, Joseph Freiherr von Hormayr)

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