
...herrlich ist dies Stückchen Erde, und ich bin ja dort daheim!
Der Lindwurm von Trautenau
21.03.2014 09:48Die Stadt Trautenau führt in ihrem Wappen einen Lindwurm. Wie die Stadt zu diesem Wappentier kam, darüber berichtet folgende Sage:
Herr Albrecht von Trautenberg begann den Bau der jetztigen Stadt Trautenau. Zwei Knechte, die ausgesandt wurden, Kalk und Mauersteine zu suchen, stiegen eines Tages in ein sumpfiges Tal hinab und gelangten endlich zu einer Höhle. Sie wollten sie eben durchsuchen, als sie ein Anblick davon zurückhielt, der sie sehr erschreckte. Sie sahen nämlich zuerst einen großen Vogel, der ängstlich in der Höhe umherflatterte, und sodann ein schlangenähnliches Ungetüm, das sich in dem sumpfigen Boden wälzte und giftige Dämpfe aus seinem Rachen blies. Die erschrockenen Männer eilten so rasch als möglich zu ihrem Gebieter und meldeten, was sie Schreckliches geschaut. Der Herr von Trautenberg verfügte sich alsbald an Ort und Stelle, und als er das Gemeldete bestätigt fand, ließ er sogleich eine große Falle von Baumstämmen zimmern und diese von der Höhe zur Höhle herablaßen. Ein Kalb hatte man als Köder in die Falle gegeben. Der Lindwurm schoß aus seinem Versteck hervor und stürzte sich auf das Tier. Er schlug aber so unbändig in den Balken umher, daß er die Falle zertrümmerte. Man baute in der Eile eine zweite, die dem Untier den Kopf so kräftig zusammenpreßte, daß es sich nicht mehr losreißen konnte. Nun wurde trockenes Holz herbeigeschafft und angezündet. Der Rauch und Qualm erstickte den Lindwurm, der mit seinem Schweife alles um sich her zu zertrümmern suchte. Als der Lindwurm sich nicht mehr regte und tot lag, machten man sich über ihn her und zog ihm die Haut ab. Das Fleisch wurde in eine Grube geworfen und diese zugescharrt, die Haut aber an der Sonne getrocknet und nachher ausgestopft.
Kurze Zeit darauf hielt der Herzog Udalrich von Böhmen in Brünn Hof. Herr Trautenberg und eine Gesandtschaft der Trautenauer Bürgerschaft begaben sich dorthin und machten ihm mit dem Balge des Lindwurms ein Geschenk, das nicht wenig angestaunt wurde. Der Herzog nahm das Geschenk an und befahl, den Lindwurm in der Halle des Brünner Rathauses aufzuhängen. Den Trautenauern aber gab er den Drachen in ihr Insiegel.
(nach J. Polt -
entnommen aus dem “Riesengebirgs-Heimatbuch mit Kalender für das Jahr 1951)
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